Das nicht vorhandene Interesse der Bürger Witzheldens an moderner Glasfasertechnologie mag auf den ersten Blick enttäuschend oder merkwürdig sein, auf den zweiten Blick jedoch wenig verwunderlich. Die Bürger Witzheldens sehen offenbar die Zukunftstechnologie, die durch ein flächendeckendes Glasfasernetz erst möglich ist, für wenig nützlich an oder notwendig an. Viele der Bürger sind mit dem jetzigen Status Quo zufrieden und fühlen sich damit offenbar wohl. Wozu also Veränderung?

Dagegen ist aus der Sicht des einzelnen auch schwerlich etwas einzuwenden. Die Demografie in Leichlingen mit einer zunehmend älteren Bürgerschaft spielt da eine entscheidende Rolle. Viele können z.B. mit modernen Streamingdiensten, die höhere Datenübertragungsraten erfordern, wenig oder nichts anfangen. Das Internet wird über das Senden und Abrufen von E-Mails oder das gelegentliche „Googeln“ hinaus nur wenig oder gar nicht genutzt. Für viele sind auch die Möglichkeiten eines Smartphones außerhalb des Telefonierens mehr oder wenig fremd und nutzen sie deshalb nur wenig oder gar nicht. Wozu also dann 5G – Technologie, wozu überhaupt schnelle Datenübertragungen von mehr als 50 Mbit/s zu Hause, wozu also Glasfaser mit Bandbreiten bis zu 1000 Mbit/s?

Politik und Verwaltung setzen aber auch die falschen Signale. Nehmen wir zum Beispiel die 5-G Technologie, die für das autonome oder vollautomatisierte Fahren eines Autos notwendig ist. Damit können attraktive Sharing-Dienste ermöglicht und angeboten werden, die auch im ländlichen Bereich eine deutlich bessere Mobilität und vor allem deutlich günstigere Mobilität ermöglichen. Sicherlich nicht heute, vielleicht auch noch nicht morgen, aber sicherlich übermorgen. Der Einsatz kleinerer und personalfreier Fahrzeuge wird somit für den ÖPNV, aber auch für privatwirtschaftliche Beförderungsdienste, deutlich wirtschaftlicher. Das Angebot kann also für die ländliche (und vor allem auch ältere) Bevölkerung wesentlich verbessert und attraktiver gestaltet werden. Doch das von mir rund zwei Jahren angestoßene und ausgearbeitete Konzept mit Ideenvorschlägen wie z.B. Shuttledienst für Schülerbeförderung oder sogenannte on-demand-services zwischen den beiden Ortszentren Leichlingens usw., schlummert seit April / Mai 2018 in irgendeiner Schublade der Verwaltung.

Ein weiteres Beispiel ist der Bürgerservice mit Digitalisierung der Dienste und Angelegenheiten im Bürgerbüro. Statt das Aufsuchen des Bürgerbüros für den Bürger eben durch Digitalisierung so wenig wie möglich notwendig zu machen, werden sogar die Servicezeiten ausgeweitet, und das sogar auf einen Samstag mit höheren Personalkosten. Das ist Stillstand und rückwärtsgewandtes Handeln mit weniger Effizienz für deutlich mehr Geld – welche Kommune in Deutschland leistet sich das noch?

Wenn also Politik und Verwaltung im eigenen Handeln die Möglichkeiten moderner Technologie links liegen lassen, wie will man dann Aufgeschlossenheit der Bürger erwarten? Mit der Ausgabe eines I-Pads für die Ratsdienste ist es auf jeden Fall nicht getan.

 

 

 

 

Witzhelden will kein Glasfaser