In den großen Städten herrscht akute Wohnungsnot. Ursachen sind die sogenannte Binnenwanderung innerhalb Deutschlands, die mangelnde Attraktivität des ländlichen Raums und kleiner Städte und die Zuwanderung durch Migranten. Ganz besonders fehlt es an preiswertem Wohnraum. Die aktuelle Studie des Instituts für Wirtschaft zeigt deutlich, der Wohnungsbau in den Großstädten hält mit dem Wohnraumbedarf nicht Schritt. Der Studie zu Folge hat die Stadt Köln in den Jahren 2016 – 2020 lediglich 46% des neu zu schaffenden Wohnraums bereitstellen können, sie liegt damit so ziemlich am Ende der Skala. Forderungen nach der Ausweisung von mehr Bauland oder gar die Änderung des Baugesetzbuches werden laut.

Zuzug von jungen Familien ermöglichen

Der wachsende Nachfragedruck und die geringe Bereitstellung von Wohnraum haben natürlich auch Auswirkungen auf die Nachfrage im nahen Umland, zu dem auch Leichlingen gehört. Doch wo andere Kommunen wie Langenfeld, Monheim oder Leverkusen wachsen und Bauen ermöglichen, werden in Leichlingen reihenwiese Bauanfragen abgelehnt. Die Gründe dafür sind mannigfaltig, mal muss die Kapazitätsgrenze der bestehenden Infrastruktur herhalten, mal das fehlende Verkehrskonzept und mal die mangelnde Besetzung im Bauamt der Verwaltung. Obwohl die Demografie – Studie des gleichnamigen Instituts vom März diesen Jahres auch eine zunehmende Alterung im Rheinisch-Bergischen Kreis nachweist[1], also auch in Leichlingen, werden genau die Bauvorhaben mit Einfamilien- und Zweifamilienhausbau abgewiesen, die eine Verjüngung durch Familienzuzug gewährleisten würden. Die notwendige „Auffrischung“ wird somit verhindert, und das auf lange Sicht. Zwar wird gegenwärtig durch die Bauvorhaben Wupperufer und Uferstraße in der Innenstadt neuer Wohnraum geschaffen, bei näherer Betrachtung zieht dieser neugeschaffene Wohnraum aber weniger Familien an, sondern vielmehr Ein- und Zwei-Personen Haushalte. Preiswerter oder bezahlbarer Wohnraum wird nur in geringem Maße geschaffen.

Der Ruf nach preiswertem Wohnraum seitens der SPD und der Linken ist groß. Die Jahrhundertchance, in der Innenstadt Leichlingens auch preiswerten Wohnraum schaffen zu können, haben sie aber gemeinsam aus kurzsichtigen Erwägungen versemmelt – ohne jegliche Vision und Ziel. Stattdessen träumt die SPD von einer ökologischen Siedlung auf einem Gelände, das noch nicht einmal Bauland ist und allenfalls von der Bezirksregierung als solches in Aussicht gestellt wird. Und dieses Gelände liegt auch noch an der verkehrstechnisch schlechtesten Stelle Leichlingens. Denn 95% der dortigen Neu – Bewohner müssten nämlich durch die Innenstadt pendeln. Zu glauben, dass die Bevölkerung Leichlingens diese zusätzliche Belastung durch Verkehr und Emissionen bereitwillig hin und annimmt, fällt mir zumindest schwer.

Eine gute Stadtentwicklung erfordert Weitsicht, Mut und Entschlossenheit

Kluge und gute Stadtentwicklung kommt allerdings auch von oben, vom Büro des Bürgermeisters aus. Hier würde ich mir mehr Gestaltungskraft, mehr Kommunikation und mehr Überzeugungskraft wünschen. Mit einem Gespräch ist es da häufig genug nicht getan, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Visionen erfordern Weitsicht, Mut und Beharrlichkeit, aber auch Überzeugungskraft und Ausdauer. Doch da hapert es etwas, insgesamt fehlt es Politik und Verwaltung an Mut und Weitsicht. Chancen muss man ergreifen, wenn sie sich bieten und das trifft insbesondere auf die Stadtentwicklung zu. Natürlich muss mit zunehmender Bevölkerung, vor allem mit junger Bevölkerung, die Infrastruktur angepasst werden. Aber sie wächst mit der Entwicklung mit. Das tut sie in anderen Kommunen und das wird sie auch in Leichlingen. Aber man muss es angehen, und zwar entschlossen und am besten gemeinsam.

[1] vgl. auch meine Ausführungen vom 06.03.19 „Altersstrukturwandel – Rheinisch-Bergischer Kreis wird älter, Köln hingegen jünger“,  http://www.fdp-leichlingen.de/alterstrukturwandel-rheinisch-bergischer-kreis-wird-aelter-koeln-hingegen-juenger/

In Leichlingen scheint die Welt noch in Ordnung